
Das
Festprogramm
Fünf Zweibrücker Bürger entwarfen ein detailliertes „Programm zu den Feyerlichkeiten, welche bey Ueberreichung des für den Deputirten Hrn. Friedrich Schüler bestimmten Ehrenbechers, Sonntag den 6. May 1832 in Zweibrücken Statt finden sollen“.
(Flugblatt, Landesarchiv Speyer)

Teilnahme von Ernst Grosse
und Daniel Pistor
Beim Fest im „Tivoli“ traten erstmals die Journalisten Ernst Grosse und Daniel Pistor im Rheinkreis auf. Beide hielten drei Wochen später auch auf dem Hambacher Fest eine Rede. Der aus Hannover stammende Dr. Ernst Grosse war zunächst Journalist in München und kam im Frühjahr 1832 in den Rheinkreis. Er gab in Pirmasens die Zeitung „Der Deutschen Mai. Der Liberale aus dem Westrich“ heraus. Daniel Pistor war Redakteur des „Zweibrücker Allgemeinen Anzeigers“, der ab Juli 1832 in „Zweibrücker Zeitung“ umtituliert wurde. Diese erschien als Sprachrohr des „Preßvereins“.
(Stadtarchiv Neustadt (Pistor), Sammlung Siebenpfeiffer-Stiftung (Grosse))

Überreichung eines
Ehrenpokals
Höhepunkt des Festessens im „Tivoli“ war die Überreichung eines Ehrenbechers an Friedrich Schüler durch die ältesten Bürger. Der Pokal wurde durch Spenden finanziert, deren Höchstbetrag auf sechs Kreuzer festgelegt war, damit sich möglichst viele Bürger an der Ehrengabe beteiligen konnten.
(Historisches Museum der Pfalz, Speyer)

Christian Scharpff
(1804-1849)
Christian Scharpff hatte dem König anläßlich dessen Besuchs in Homburg im Juni 1829 noch ganz loyal ein Lobgedicht gewidmet. 1832 verfasste er dann auf Seiten der Opposition ein Gedicht auf den Landtagsabgeordneten Friedrich Schüler, das er zur Überreichung des Ehrenbechers im „Tivoli“ vortrug.
(Plan perspectiv de la ville de Hombourg et ses environs (1785), Detail, Landesarchiv Speyer (Ansicht Homburg) / Sammlung Siebenpfeiffer-Stiftung)

Frühe Gedichte
Der aus Homburg stammende Literaturstudent Christian Scharpff veröffentlichte um 1828 seine ersten Gedichte bei Georg Ritter in Zweibrücken. Die nationalistisch geprägte Lyrik lässt noch nichts von seinem späteren Engagement für die Demokratiebewegung erkennen.
(Landesbibliothek Speyer, 2.7036 Rara, 013430801107)

Loyale Gedichte an
das Königspaar
Anlässlich der Rheinreise des bayerischen Königs Ludwig I. im Jahre 1829 schrieb Christian Scharpff loyal-devote Gedichte „An den König“ und „An die Königin“. Die beim königlichen Besuch in Homburg vorgetragenen Verse verdeutlichen, welche Hoffnungen damals in der Pfalz noch auf den Reformwillen des Königs gesetzt wurden.
(„Des Rheinkreises Jubelwoche“ (1829), Stadtarchiv Zweibrücken)

Redakteur bei der
„Deutschen Tribüne“
Im Januar 1832 wurde Christian Scharpff neben Johann Georg August Wirth und Georg Fein Redakteur der „Deutschen Tribüne“. Er stellte seine Dichtung nunmehr ganz in den Dienst der Freiheits- und Demokratiebewegung. Scharpff war einer der Initiatoren der Gründung des „Preßvereins“.
(„Deutsche Tribüne“, Sammlung Siebenpfeiffer-Stiftung)

Redner auf dem
Hambacher Fest
Auf dem Hambacher Fest am 27. Mai 1832 trat Christian Scharpff als achter Redner auf. Er forderte die Beseitigung der feudalabsolutistischen Machtstrukturen und die Internationalisierung der Demokratie-Bewegung. An Wirths Dokumentation des Hambacher Festes „Das Nationalfest der Deutschen“ war Scharpff als Mitarbeiter beteiligt.
(„Das Nationalfest der Deutschen“, Sammlung Siebenpfeiffer-Stiftung)

Der Landauer Assisenprozess
Wegen seiner Rede auf dem Hambacher Fest wurde Christian Scharpff im August 1832 verhaftet und 1833 vor dem Landauer Assisengericht angeklagt. Man beschuldigte ihn, einen gewaltsamen Umsturz für möglich zu halten. Scharpff wurde wie alle anderen Angeklagten auch aufgrund der bestehenden Rechtslage freigesprochen. Weil er weitere Verfolgung befürchtete, floh er zunächst nach Straßburg.

(Vollständige Verhandlungen vor dem königlich-bayerischen Appellationsgerichte des Rheinkreises …, Zweibrücken 1833, Stadtarchiv Zweibrücken)

Der Frankfurter
Wachensturm
Christian Scharpff war federführend an der Verlegung des Zentralkomitees des „Preßvereins“ von Zweibrücken nach Frankfurt beteiligt. Er hatte Kontakte zu den studentischen Kreisen, die am 3. April 1833 versuchten, durch die Besetzung der Frankfurter Wachen und des Bundesgebäudes eine Revolution in ganz Deutschland auszulösen. Da die massive Unterstützung durch die Bevölkerung ausblieb und die Aktion verraten wurde, schlug das Unternehmen fehl. Die Verschwörer mussten fliehen.
(col. Holzschnitt, Historisches Museum Frankfurt, Inv.-Nr. C17948)

Mitglied des
„Jungen Deutschland“
In seinem Exilort Straßburg trat Christian Scharpff dem „Jungen Deutschland“ bei. Ziel dieser Vereinigung politischer Literaten war ein republikanischer deutscher Nationalstaat. Bald darauf wurde Scharpff Mitglied im Zentralkomitee dieser Verbindung in Bern. 1847 ist sein Umzug von Mülhausen/Mulhouse nach Straßburg belegt. Er wird als „homme de lettre“ bezeichnet. Christian Scharpff starb am 6. April 1849 in Straßburg.
(Tuschezeichnung, Historisches Museum Frankfurt, Inv.-Nr. 29915)